Duffy Sylejmani ist 2003 aus dem Kosovo nach Österreich gekommen und hat Femme DMC gegründet. Ein Gespräch über Hiphop, Unterdrückung und Frauenpower.
Du hast Femme DMC gegründet. Warum und was ist es überhaupt?
Femme DMC ist ein Ort des Lernens und eine Wiedervereinigung für Frauen Hiphop. Frauen werden in allen Hinsichten diskriminiert – auch in der Musik. Es gab nie einen Raum für weiblichen Hiphop und deshalb hatte ich die Idee so einen Raum zu schaffen und zu ermutigen.
„Ich wollte einen Ort kreieren, an dem Talente zusammenkommen. Wo es nur um Musik geht und nicht nur um Männer!“
Wie lange gibt es Femme DMC schon?
Seit der Gründung letzten Oktober hat es vier mal stattgefunden. Das nächste Event findet am 9. September (2016) statt. Ich finde es beeindruckend, dass in kurzer Zeit schon so viele Menschen auf uns aufmerksam wurden.
Was bedeutet Kunst für dich?
Menschen können nicht ohne Kunst leben, denn jeder Mensch ist eine KünstlerIn. Wir sind dafür geschaffen, zu kreieren und nicht um festgehalten zu werden. Kunst bedeutet frei zu sein. Ich bin im Kosovo aufgewachsen und kenne das Leben im Krieg. Ich bin wirklich froh darüber, dass ich die Chance hatte nach Österreich zu kommen und mich weiterzuentwickeln.
Lebt deine Familie noch im Kosovo?
Nein. Mein Vater ist bereits früh nach Österreich gekommen und meine restliche Familie und ich sind erst 2014 in zugewandert.
Wie hat deine Leidenschaft zur Musik begonnen?
Ich war bereits als kleines Kind sehr musikbegeistert. Schon früh habe ich meine Mitmenschen mit dem Ghettoblaster unterhalten. Auf einer Seite habe ich Beats abgespielt und auf der anderen Seite habe ich meine Stimme aufgenommen.
2010 habe ich eine albanische Jungend-Rapgruppe „AGR“ (Albanian Group Raps) entdeckt – da war auch ein Österreicher dabei. Bald bin ich mit der Gruppe in Kontakt getreten und habe begonnen Hiphop Musik zu machen und meine ersten Tracks aufzunehmen. 2013 habe ich entschlossen alleine weiterzumachen. Seit zwei Jahren studiere ich an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Ich arbeite sehr hart, um meine Musik und Videoclips zu verbessern.
„Ich liebe die Zusammenarbeit mit anderen Menschen. Es verbindet!“
Wurdest du auf deinem Weg noch von anderen MusikerInnen inspiriert?
In meiner Kindheit haben mich vor allem albanische MusikerInnen inspiriert, weil wir damals nicht viel von der Außenwelt mitbekommen haben und damit beschäftigt waren zu überleben. 2002 wurde ein Jugendzentrum im Dorf gebaut, wo es einige künstlerische Angebote gab. Bei einer Theatervorführung wurden wir von Nelly´s Song „Dilemma“ begleitet – das war meine erste Hiphop-Liebe. Ansonsten habe ich leider nicht sehr viel von der Hiphop Kultur in den 90ern mitbekommen – was ich jetzt aber nachhole.
Warum ist gerade Hiphop so Männerdominiert?
Es war schon immer so – und es wird auch so bleiben, wenn wir nichts tun. Wir wollen das ändern. Die nächste Hiphop-Revolution wird weiblich sein!
„Durch Femme DMC wird das Konkurrenzdenken durch Zusammenhalt ersetzt.“
Ihr wollt also die Geschichte weiterschreiben?
Genau – Hiphop kommt geschichtlich meist von Menschen, die diskriminiert und unterdrückt wurden und auf diese Weise ihre Stimme erhoben haben. Wir wollen uns mit Femme DMC auch gegenseitig schützen, denn es ist noch immer nicht so, dass Frauen vor die Tür gehen können ohne Angst vor sexueller Belästigung zu haben.

Zeichnung von Karl Michael

Zeichnung von Elisabeth Xi
Achtet ihr bewusst darauf Sexismus, Homo- und Transphobie in euren Texte zu vermeiden und zu bekämpfen?
Natürlich. Femme DMC ist hauptsächlich queer – wir sind aber für alles offen: Homosexuelle, Heterosexuelle, A-Sexuelle, Pansexuelle und Transgender-Menschen sollen sich bei uns zusammenfinden. Wir sind gegen jede Art von Diskriminierung.
Wir sind nicht männerfeindlich und sehr wohl für Männer – aber erst dann, wenn sie bereit sind mit uns auf Augenhöhe zu reden und uns respektieren. Gewalt kann nicht mit Gewalt bekämpft werden. Unterdrückung nicht mit Unterdrückung. Wir müssen aufhören uns an der Opferrolle festzuhalten, denn so wird sich nichts verändern.
Du rappst hauptsächlich auf albanisch. Schreibst du auch deutsche Texte?
Ja, aber es ist nicht das gleiche Gefühl, weil albanisch meine Muttersprache ist.

Malerei von Amoako Boafo
„Wir können erst dann zufrieden sein, wenn alle Frauen, überall auf der Welt, auf gleicher Ebene wie ein Mann stehen – ohne Angst zu haben – das ist noch viel Arbeit!“
Produziert ihr eure Musik selbst?
Ja, komplett. Wir unterstützen uns gegenseitig.
Wie viele Frauen sind aktuell bei Femme DMC dabei?
Momentan sind wir bei zehn fixen Mitgliederinnen: Rapperinnen, MCs, DJanes, Graffitikünstlerinnen. Aber wir wollen auf jeden Fall größer werden.

Duffy aka Dacid Go8lin & DJane CounTessa
Welche Frauen sucht ihr?
Alle Frauen. Es ist wichtig, dass wir Frauen in allen Bereichen erreichen. Das können auch Anwältinnen oder Bloggerinnen sein, denn wir würden gerne noch vieles schaffen, Frauen vernetzen und ein großes, unschlagbares Team werden.
Welche Femme DMC Events stehen in nächster Zeit an?
Das nächste Event findet am 9.9. 2016 im Fluc in Wien statt. Das übernächste Femme DMC Event wird am 11.11. 2016 stattfinden. Wir freuen uns schon riesig darauf!
„Beginne jeden Tag mit einem positiven Gedanken!“

Was ist dein Wunsch für die Zukunft?
Ich habe viele Wünsche. Einer davon ist immer viele Wünsche zu haben. Außerdem viel Kreativität und Motivation und dass wir noch viele Frauen finden, die uns unterstützen damit Femme DMC immer größer wird.
Ihr findet Duffy & Femme DMC auf Facebook, Instagram, Youtube und über die Email-Adresse femmedmc@gmail.com <3
Sehr interessantes über dich zu erfahren. Danke
Toller Bericht